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Guntram Vesper erhielt für „Frohburg“ den Preis der Leipziger Buchmesse 2016 - und las am 11. April 2016 in Osnabrück

Der Gewinner des Preises der„Kategorie Belletristik“ stellte sein Buch im BlueNote des Cinema-Arthouse vor.
„Irgendwo im Land gibt es den Ort, die Straße, das Haus, wir haben dort die Kindheit verbracht, wir kommen schwer davon los. Generationen von Schneidermeistern. Handwerker mit einem Gesellen, manchmal einem Lehrjungen. Arbeit jeden Werktag zehn, elf Stunden. Achtzehnhundertsiebzig mußte der Urgroßvater nach Frankreich ziehen, der Großvater wurde neunzehnhundertsiebzehn mit beinahe vierzig Jahren als Landsturmmann eingezogen, drei Monate später war er tot. Jeden Sonntag, jahrzehntelang, traf sich die Familie im Haus der Großeltern. Es gab endlose Gespräche, die Zeiten griffen tief in das Leben des einzelnen und aller ein.“
Ohne Zweifel ist „Frohburg“ das Opus Magnum von Guntram Vesper, zugleich für den Autor der Ausgangspunkt von allem: Der Ort seiner Geburt 1941, Jugend, Aufwachsen und Erwachen, der Ausgangspunkt der Flucht der Familie 1957, das umliegende Land die Folie der Geschichtsbetrachtung einer deutschen Epoche. Hier werden ein Land und eine Zeit gültig festgehalten, Kultur und Politik, Krieg und Nachkrieg, ein umfassendes, großartiges Portrait deutschen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert; ein gewaltiges Prosawerk, das neben die großen Bücher von Peter Kurzeck, Walter Kempowski und Uwe Johnson zu stellen ist. Der Roman ist ein Füllhorn an Geschichten, zumeist aus eigenem Erleben grundiert, eine große autobiographische Erzählung, ein Welt-Buch im Überschaubaren, ein Geschichts- und Geschichtenpanorama, wie schon lange keines erschienen ist. Guntram Vesper ist ein bezwingender Autor, der mit einer hinreißenden Kette von Erzählungen den Leser überwältigt und nicht mehr loslässt.

Guntram Vesper, 1941 in der sächsischen Kleinstadt Frohburg geboren, kam 1957 über Berlin in die Bundesrepublik. 1967 las er auf der letzten großen Tagung der Gruppe 47. Vesper stand mit zahlreichen Autoren in Briefkontakt, u. a. Johannes Bobrowski, Peter Huchel und Peter Rühmkorf. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, Erzählungen und Hörspiele. Heute lebt er als Schriftsteller in Göttingen.

Foto: Volker Pohland