Der ideengeschichtlich betrachtet recht junge Begriff der Verantwortung ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Grundbegriff der Philosophie gereift. Er spielt in einer Reihe von auf den ersten Blick unverbundenen Debatten eine zentrale Rolle. In der Philosophie des Geistes ist er eng mit der Diskussion der Willensfreiheit verbunden, wenn danach gefragt wird, ob ein kausaler Determinismus mit der Verantwortung moralischer und rechtlicher Akteure vereinbar ist. In der Handlungstheorie stellt sich die Frage, ob Handlungszuschreibungen über Verantwortungszuschreibungen vermittelt sind oder umgekehrt. In der politischen Philosophie geht es um das Problem, auf welche Weise sich konkreten moralischen und rechtlichen Akteuren Verantwortung legitim zuweisen lässt. In der Ethik und angewandten Ethik verspricht der Begriff der Verantwortung die Lücke zwischen Rechten und Pflichten zu schließen, weil er klären kann, wem positive Pflichten dafür, die Grundrechte zu sichern, zukommen. Der vorliegende Band stellt den Verantwortungsbegriff in seiner Vielfalt dar und hält gleichzeitig daran fest, dass es sich dabei um ein singuläres Konzept handelt, dessen Leistung gerade in seiner Brückenfunktion besteht.

Christian Neuhäuser, TU Dortmund.