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Anleitung zum Zukunfts-Optimismus

Warum die Welt nicht schlechter wird

Erschienen am 12.03.2007, 1. Auflage 2007
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593382517
Sprache: Deutsch
Umfang: 310 S.
Format (T/L/B): 2.9 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Matthias Horx rechnet mit dem wohlfeilen Pessimismus ab. Er kämpft für den gelassenen, lösungsorientierten Optimismus - die letzte Provokation, die in unserer Gesellschaft noch möglich ist. In verdunkelten Zeiten birgt dieser Optimismus das Erbe der Aufklärung. Und er tut dringend not. Horx zeigt an ausgewählten Beispielen, wie der Schreckensdiskurs Gesellschaften so weit lähmen kann, dass sie zugrunde gehen. Es ist höchste Zeit für den Alarm gegen den Alarmismus! Dieses Buch liefert Munition gegen die verbreitetsten Untergangsgerüchte und zeigt, wie wir den grassierenden Pessimismus überwinden können.

Autorenportrait

Matthias Horx has a reputation as the most influential trend and future researcher in the German-speaking world. He worked as an editor at Tempo und Die Zeit, among other periodicals. His books have become best-sellers, most recently ''How We Will Live''.

Leseprobe

Das Phänomen des Alarmismus Es ist Zeit für eine Definition. Unter Alarmismus verstehen wir ein soziokulturelles Phänomen, bei dem Zukunftsängste epidemieartig in weiten Bevölkerungskreisen grassieren. Diese Ängste entstehen aus einer bestimmten Interpretation von Gefahrenmomenten, die durchaus reale Ursprünge (oder Teilaspekte) aufweisen kann. Diese Gefahren werden jedoch symbolisch überhöht und auf ein vereinfachtes, eben katastrophisches Modell reduziert. Eine alarmistische Epidemie verläuft immer nach dem gleichen Muster: 1.Inkubation. Eine Gefahr wird aufgegriffen und in einem medialen Prozess gebrandet. Sie bekommt einen drastischen, wohlklingenden, angsterregenden Namen, zum Beispiel: "Waldsterben" - "Atomtod" - "Rinderwahn" - "Vogelgrippe" - "Klimakatastrophe" - "Feinstaub" - "Überalterung" - "Krieg der Kulturen" - "neoliberalistische Globalisierung" - "neue Unterschicht". 2.Fieberphase. Nun läuft eine kaskadenartige Sinnproduktion an. Experten treten auf und werden über Nacht zu Berühmtheiten. Sendungen zum Thema häufen sich im Fernsehen, die Schlagzeilen werden in immer größeren Lettern gedruckt. Bücher kommen in schnellem Takt auf dem Markt. Bis irgendwann alle "davon" sprechen. Und jeder eine Meinung dazu hat: "Haben Sie schon gehört! Das wird ja immer bedrohlicher!" 3.Ritualphase. Man versucht, etwas zu tun, verweigert etwa bestimmte Kaufakte, meidet Orte. Schuldzuweisungen häufen sich, der Ton wird noch hysterischer. 4.Abklingphase. Das Phänomen hat seinen Höhepunkt überschritten. Es wird plötzlich langweilig oder fällt auf die Stufe des "postkatastrophalen Entertainments" (Matthias Beltz) zurück. Nun erscheinen erste Betrachtungen, die das Phänomen nüchterner und komplexer betrachten, es sinnvoller einordnen, gar rationale Lösungsvorschläge machen. Allerdings werden diese kaum mehr wahrgenommen. Denn nun setzt bereits der nächste Zyklus ein ... Alarmismus ist kulturgeschichtlich nichts Neues - hysterische Angstepidemien begleiten die Menschheitsgeschichte. Nicht zuletzt basiert das katastrophische Lebensgefühl auf einem psychologischen "Angstlust"-Effekt, den der Publizist Friedrich Sieburg schon in der Nachkriegszeit, 1957, beschrieb: Die Weltuntergangsstimmung durch scharfe Analysen ins allgemeine Bewusstsein zu heben und sie gleichzeitig auch noch zu genießen, gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen des Menschen von heute ... Der Alltag mit seinen tristen Problemen ist langweilig. Aber die bevorstehenden Katastrophen sind hochinteressant. Niemand soll uns um unsere Krise bringen! Wir haben ein Recht auf sie! Aber dass mir niemand zum jüngsten Gericht zu spät kommt!4 Seit zu Beginn der siebziger Jahre die elektronischen Massenmedien eine wichtige Funktion übernahmen, scheint sich der "Issue Attention Cycle" jedoch immer stärker zu beschleunigen. Die Verlaufskurve von Phase 1 bis 4 liegt heute bei etwa drei bis vier Monaten. Es gibt aber auch Alarme, die ihre Wirkkraft über Jahrzehnte entfalten. ("Globalisierung" zum Beispiel, oder auch "Global Warming"). Alarmismus ist, wie ich in diesem Buch zeigen möchte, nicht nur ein kulturgebundener Reflex auf Bedrohungen, sondern verselbstständigt sich zu einer gewaltigen Industrie. Mit Alarmismus kann man Politik machen; Machtpolitik, Geldpolitik, Mentalpolitik. Hier geht es um die "große Knappheit" der Informationsgesellschaft: Aufmerksamkeit. Wodurch kann man Aufmerksamkeit besser organisieren als durch Ängste? Und wodurch kann man Macht besser erreichen oder festigen als durch Inszenierungen von Angst? Alarmismen erzeugen ständig neue Nachfragen nach Angstfetischen, seien es obskure Geräte gegen Magnetstrahlen oder Turnschuhe aus Bio-Jute. Sie generieren völlig neue, durchaus sinnvolle Marktsegmente, etwa den Bio-Lebensmittelmarkt. Aber nur der amerikanische Alarmismus bringt es fertig, innerhalb von einem Jahr die gesamte Nahrungskette zu verändern, sodass inzwischen in allen Supermärkten Fleisch, Eier u ...

Inhalt

Inhalt Die Zukunftswette 9 Teil I: Das Imperium der Angst Die Auguren der Apokalypse 15 Die Lobbys des Alarmismus 27 Die Psychologie des Alarmismus 44 Die Wirkungen des Alarmismus 70 Teil II: Die Skripte der Zukunftsangst Das Märchen von der bösen Globalisierung 87 Das Märchen von der "aufklaffenden Schere" zwischen Arm und Reich 107 Das Märchen von der medialen und sonstigen Verblödung der Menschheit 122 Das Märchen von der demografischen Katastrophe 136 Das Märchen von der Prekarisierung der Arbeit 151 Das Märchen von der wachsenden Gewalt und dem Krieg der Kulturen 170 Das Märchen von der finalen Seuche 194 Das Märchen vom Werte- und Moralzerfall 210 Das Märchen von der Klimakatastrophe 232 Das Märchen von der tödlich bedrohten Natur und der Formel der "Nachhaltigkeit" 244 FUTURE MIND: Plädoyer für einen evolutionären Optimismus 262 Anmerkungen 281 Register 305

Schlagzeile

Wider den ewigen Pessimismus