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Das boheme Mädchen gibt meinen Büchern die Brust

Gesammelte Gedichte, Gedichte, Lyrik 53

POP
Erschienen am 17.11.2012
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863560355
Sprache: Deutsch
Umfang: 85 S.
Einband: Paperback

Beschreibung

nachrichten aus einem land im dauernden ausnahmezustand die gedichte von kalosh çeliku es ist dies ein buch, das zeitdokument und intensives dichterisches zeugnis eines in der kompromisslosigkeit seiner themen- und wortwahl herausragenden, der albanischen minderheit in der republik mazedonien angehörenden dichters des ehemaligen jugoslawiens zugleich ist. wie nachrichten aus einem land im dauernden ausnahmezustand lesen sich die gedichte von kalosh çeliku, kurze andeutungen über eruptionen, persönliche, gesellschaftliche, die vergangenheiten aufscheinen lassen, aber immer dem augenblick verpflichtet sind und jede entwicklung in die zukunft offen lassen. nachrichten, die mitten ins bewusstsein, ja, auch die gefühlswelt des lesers zielen. die gedichte von kalosh çeliku, das empfindet jeder, der sie liest, gehen den leser ganz direkt an. und das im wörtlichen sinn: sie betreffen ihn nicht nur, sondern sie treffen ihn mit wucht. sie sind zumeist kurz, prägnant, sie sind direkt aus dem leben gegriffen (so scheint es zunächst), und sie nennen die dinge beim namen: "ich hab mein selbst nicht verkauft" ist der titel eines gedichts, und schon damit scheint die wut desjenigen auf, der seinen weg verfolgt, der niemals sein "selbst. in der regierung verkauft/ weder für einen posten/ noch für eine freundin". und er charakterisiert mit diesen wenigen worten das denken, das handeln einer ganzen generation seiner heimat mazedonien, dem südlichsten zipfel, und wahrscheinlich des gesamten, ehemaligen jugo-slawiens, das als beispiel stehen mag für politische, gesellschaftliche wenden in jüngerer zeit in den östlichen, ex-sozialistischen staaten, oder überhaupt; hinzu kommt die muslimische tradition der minderheit der albaner, für die kalosh çeliku in mazedonien auch steht; und dies macht seine gedichte sogar zeit- und ortlos. kalosh çeliku ist deutlich, in seinen gedichten, "ich stamme aus der sippe der rebellen", und manches mal findet er nur noch spott: "was beherrscht denn ihr politiker?!/ leider nichts. auch eure frauen nicht.", sagt er über diejenigen, die er verachtet, und, übertragen, mag dies auch für politiker, für mächtige (auch "kleine" mächtige, die möchtegern-mächtigen des alltags) unseres viel gerühmten westlichen weltkreises gelten. begriffe ziehen sich als symbole durch seine gedichte: die platane, als ort der ruhe, des rückzugs; die krüge voller wein, auch sie "orte" der fluchten, die freundin - als alternativer entwurf, als die frau der nächte unter der einsam stehenden platane, als die geliebte der sehnsucht, als die frau für fluchten; aus dem täglichen, das uns, ihn, den dichter, niederdrückt und für die er wunderbare gedichte schreibt, wie dieses: "die see kann mich nicht ertränken,/ weder die see noch der wein,/ die nacht mit der dunkelheit// du hast mich ertränkt/ mit diesen reinen augen.". es sind reminiszenzen, die von fern an bessere zeiten erinnern, die hineintauchen lassen in eine gegenwart, die das leben bis, ja, ins heute rechtfertigen können. alles hängt zusammen in diesen gedichten; dichtung und leben sind bei diesem dichter eine einheit. sein schmerz, seine ironie, sein aufschreien gegen die täglichen wiederholungen der hundert-, tausendmal erlebten "herzlosen geister"; sein spott: mit den krügen wein kann er ihn bekämpfen, manches mal für eine nacht lang ertränken, mit der ganzen sinnlichkeit der "freundin" kann er den dauernden gefühlsaufstand nieder ringen, kann zumindest soweit ruhe finden, dass ein kanalisieren hinein in die poesie gerade noch möglich ist; dass die vielen krüge wein zu guter letzt worte finden lassen, die in aller eindringlichkeit die dinge beim namen nennen und so - zeit-dokument und zugleich dichterisches zeugnis einer befindlichkeit, eines beweises dessen sind, dass ein authentisches, ein unkor-rumpiertes leben doch möglich war - und ist. die gedichte kalosh çelikus sind sinnlich. sie sind weltfremd und weltnah zugleich, ja, sie bewegen sich direkt in der wel

Autorenportrait

Kalosh Çeliku wurde am 13. Februar 1951 im Dorf Cervica bei Kichevo (Mazedonien) geboren. Er beendete die Grundschule in seinem Heimatort. Die weitere Schulbildung erfolgte in Skopje, und das Studium der Albanologie an der Universität von Prishtina (Kosovo). Zunächst arbeitete er als Lehrer in Mazedonien und Kosovo, heute lebt er als freiberuflicher Schriftsteller und einer der bekanntesten albanischen Dichter in Skopje/Mazedonien. Seit 1997 ist er Vorsitzender des albanischen Schriftstellerverbandes in Mazedonien. Ausserdem hat er 1992 den Verlag ASDRENI gegründet, der sich einen guten Ruf nicht nur in der Region sondern weltweit erworben hat. Çeliku schreibt Prosa und Poesie für Kinder und Erwachsene. Bislang hat er mehr als 40 Bücher geschrieben und veröffentlicht. Die wichtigsten sind: Der Vogel kam singend - Gedichte (1982), Der Hase mit dem Gewehr - Erzählungen (1983), Das Häuschen der Leuchtkäfer - Erzählungen (1984), Der schwarze Schleier - Drama (1985), Der Bär ohne Schwanz - Erzählungen (1986), Die Sonne sinkt auf die Berge - Novelle (1986), Das Begräbnis der Rabenkrähe - Roman (1988), Jahre voll mit Schnee - Roman (1990), Die Trompete des Heroldes - Satiren (1992), Monsignore, es bellen die Hunde - Drama (1993), Den Helden sieht man an der Tat - Poem (1994), Das Trojanische Pferd durch Bit - Pazar - Satiren (1994), Das Spiel der Augen - Gedichte (1995), Das Kotzen der Därme - Gedichte (1996), Die Stadt der Kuckucke - Roman (1997), Ich habe die Nacht begleitet - Gedichte (1998), Gestern Nacht schlief ich mit dem Herbst - Gedichte (1999), Das Bordell - Roman (2000), Meine treuen Frauen - Roman (2001), Mit drei Gräbern - Roman (2002), Der Tod hat mich geliebt weniger als Du - Gedichte (2003), Auch sie war nicht eifersüchtig - Gedichte (2004), Der Pseudokulturelle - Antiroman (2006), Mein Engel ist eine Frau - Gedichte (2007), Der Winter kommt nicht mit Blumen - 5 Poeme (2007), Ehu - Gedichte (2008), u.a. Für seine Bücher wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem SEREMBE-Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Seine Werke sind in folgende Sprachen übersetzt: Mazedonisch, Bulgarisch, Griechisch, Türkisch und Rumänisch.