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Zu ebener Erde und erster Stock (Gesamtaufnahme) Die Launen des Glücks

Nestroy klassisch Volume 1

Erschienen am 01.01.2011
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783900149079
Sprache: Deutsch
Format (T/L/B): 12.0 x 14.0 cm

Beschreibung

Die Grundmotive der 1835 entstandenen Posse „Zu ebener Erde und erster Stock“, sind Geld, Liebe, Glück und Spiel. Die Ur-Aufführung fand am 24. September 1835 im Theater an der Wien statt. Nestroy hat bereits im Vorfeld der Proben Textstellen, die zu erwartende staatliche Zensur geahnt und die Angriffe auf das politische System, seine Würdenträger, auf die Religion, bzw. Verherrlichung unsittlicher Handlungen, entschärft. Die Willkür der Zensur als sprachliche Karikatur fasste er in die Worte: „Ein Zensor ist ein menschgewordener Bleistift oder ein bleistiftgewordener Mensch, ein fleischgewordener Strich über die Erzeugnisse des Geistes, ein Krokodil, das an den Ufern des Ideenstromes lagert und den darin schwimmenden Literaten die Köpf' abbeißt!“. Diese Lokalposse mit Gesang schildert den unversöhnlichen Gegensatz zwischen Arm und Reich, der vor allem, nahezu in Großstädten in unzähligen Varianten besteht. Der im ersten Stock wohnende Spekulant und Millionär Herr von Goldfuchs nimmt die „Zu ebener Erde“ wohnenden Armen schlichtweg nicht zur Kenntnis und feiert demonstrativ aufwendige Feste. So ist es nur verständlich, dass Schlucker, ein armer Tandler, seine Frau und die vier Kinder zwar mit stillem Neid aber ohne Hass das Geschehen über ihren Köpfen verfolgen. Zur Familie Schlucker zählen auch der Bruder der Gattin Sepherl Damian Stutzel und der 21jährige Adolf der in jungen Jahren als Pflegekind in die Familie kam. Die Kunst zu dem täglichen Bedarf mit unzureichenden Mitteln abzudecken, führt mitunter zu leeren Schüsseln und Mägen. Durch Salerl, eine Haubenmacherin und entfernte Verwandte Schluckers erfährt die Familie Unterstützung. Im ersten Stock wird der Hausherr Zins vorstellig und wird von Johann, dem Kammerdiener von Goldfuchs, der immer und überall seinen Kommentar abgibt, empfangen. Auch zur Erklärung von Zins an Herrn von Goldfuchs, er wolle Emilie heiraten, lehnt er synchron zu Goldfuchs Worten empört ab. Salerl hingegen ist nicht abgeneigt dem Interesse von Damian etwas abzugewinnen. Er reagiert allerdings im Stile Othellos, wenn sich der ständige Gast bei Goldfuchs Chevalier Monsieur Bonbon nähert und zärtliche Briefe erwartet. Somit bahnt sich zwischen dem ersten Stock und der Ebenen Erde ein reger Kontakt an. In diese ist auch Adolf und die von ihm angebetete Tochter von Goldfuchs Emilie verbandelt. Die mittels der an Schnüren nach unten und oben bewegten Nachrichten, die verständlicherweise ohne Unterschriften gelangen zwangsläufig in die falschen Hände, Verwirrungen und Missverständnisse sind die Folge. Anlässlich des nächsten Festes im ersten Stock verkündet Goldfuchs der Gesellschaft, ohne seine Tochter Emilie vorher informiert zu haben, dass der von ihm auserwählte Bräutigam Chevalier Bonbon ist. In der Folge greifen die Launen des Glücks in das Geschehen des ersten Stocks und jene der Bewohner der Ebenen Erde ein. In einem von Damian angekauften Mantel hat ein englischer Edelmann seine Börse vergessen und somit erhält das Haus Schlucker für die Ehrlichkeit eine geldliche Zuwendung. Goldfuchs verliert durch seine Spekulationen sein Vermögen. Adolf erfährt, dass er nur ein Pflegekind ist und sein tot geglaubter Vater in Indien zu Reichtum gelangte und endlich den Aufenthalt seines Sohnes wieder feststellen konnte. Der Hausherr Zins trägt den Geschehnissen Rechnung und somit übersiedelt Goldfuchs ins Erdgeschoss und Schlucker und seine Familie in den ersten Stock. Auch der Verbindung von Emilie und Adolf stehen keine Hindernisse mehr im Wege, zu der letztlich auch Goldfuchs seinen Segen erteilt.