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BÖSES VORARLBERG Lesebuch

Mörder, Schurken und Banditen 1419-1953

Scheffknecht, Wolfgang
Erschienen am 02.05.2023
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783902989642
Sprache: Deutsch
Umfang: 184

Beschreibung

Das „Böses Vorarlberg-Lesebuch“ präsentiert Geschichten von „Mörder[n], Gauner[n] und Ganoven vom Spätmittelalter bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts“. Anders als bei anderen Lesebüchern geht es hier nicht darum, die wechselnden Bilder sichtbar zu machen, die sich die Bewohnerinnen und Bewohner Vorarlbergs im Laufe der Zeit von ihrem ‚Ländle‘ oder ihrer engeren Heimat gemacht haben. – Jedenfalls nicht vordergründig. In den gesammelten Geschichten begegnen uns vielmehr diejenigen, die von der Gesellschaft verfolgt, sanktioniert, bestraft, ausgestoßen und – im Extremfall – hingerichtet wurden, weil sie in deren Augen die Ordnung gestört oder gefährdet haben. In ihren Geschichten werden „die Schattenseiten und Konfliktlinien“ der jeweiligen Gesellschaft sichtbar. „Kriminalität und abweichendes Verhalten sind“ auch im Falle Vorarlbergs, wie die moderne Forschung betont, „ein wichtiges Abbild gesellschaftlicher Zustände“. Daraus, wie eine Gesellschaft Verbrechen definiert und wie sie deviantes Verhalten sanktioniert, lassen sich wertvolle Rückschlüsse auf ihre jeweiligen Ordnungsvor- stellungen gewinnen. Könnte man eine historische Kriminalstatistik Vorarlbergs erstellen, was an dieser Stelle nicht möglich ist, ergäbe sich gewissermaßen eine „Fieberkurve“ der „soziale[n] Krankheitszustände“ dieses Landes. In den präsentierten Geschichten werden Geschehnisse berichtet, die eine zeitliche Streuung von einem halben Jahrtausend aufweisen. Dadurch wird u.a. deutlich, dass „‚Kriminalität‘ […] keine soziale Wirklichkeit ui generis, sondern kulturell und gesellschaftlich konstruiert“ ist, dass sie „historisch variabel“ ist.3 Und so erscheinen in den Geschichten abweichende Verhaltensweisen als Verbrechen, die nach unseren Maßstäben keinesfalls als kriminell einzustufen wären. Um nur ein Beispiel zu nennen: Über weite Strecken der Vormoderne gab es noch keine „Trennung zwischen Sünde und Verbrechen“. Ehebruch und viele Formen von religiöser Devianz erschienen den Zeitgenossen daher als strafrechtlich zu verfolgende Delikte und wurden teilweise mit härtesten und grausamsten Strafen sanktioniert. Erst allmählich kam es zu einer „Säkularisierung des Kriminalitätsbegriffs“. Die meisten aufgenommenen Geschichten stammen aus historischen Darstellungen. Der zeitliche Horizont ihrer Entstehung reicht vom ausgehenden 19. bis ins frühe 21. Jahrhundert. In sie sind – in vielen Fällen wohl auch unbewusst – zeitbedingte Werturteile der jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser eingeflossen. (...) (...)