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Friedrich Hölderlin – Mein Ahne neu entdeckt

Nachfahrin präsentiert Überraschendes aus historischen Quellen

Erschienen am 20.03.2024
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783989130821
Sprache: Deutsch
Umfang: 328
Format (T/L/B): 3.0 x 21.0 x 14.0 cm

Beschreibung

Der schwäbische Dichter Friedrich Hölderlin war zeitlebens ein Opfer von Verleumdungen und übler Nachrede, als Pfarramtsverweigerer insbesondere ein Opfer der Kirche. Die daraus entstandene, verzerrte Wahrheit über Hölderlin als ein Mensch wie du und ich, die sich bis heute in den Köpfen der Menschen hält, wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts durch konsequentes Missachten und Verschweigen von belegten Tatsachen aufrechterhalten. Die Autorin und Nachfahrin Hölderlins mütterlicherseits, Christine Doris Schmidt, war im Rahmen der langjährigen Ahnenforschung ihres Großcousins, Volker Faas, und nach eingehender Studie ihr verfügbarer Literatur, Briefe, Dokumente sowie dank mündlicher Überlieferungen der Vorfahren bereits ab Mai 2020 zu neuen Erkenntnissen über Hölderlin und seine liebe Mutter gekommen, die sie seitdem in ihrem Buch detailliert verarbeitet und aus einer sehr persönlichen, familiären Perspektive so darstellt, als schriebe sie über ihren großen Bruder. In Hölderlin sieht sie in erster Linie nicht den Dichter, sondern ein Familienmitglied, das dicke Wollsocken hasste und Kaffee sowie Tabak in allen Variationen umso mehr liebte. Zudem ist Hölderlin für sie auch ein Seelenverwandter aufgrund erstaunlicher Parallelen in ihrer beider Leben, die genau zweihundert Jahre trennen. Schließlich haben sich drei Themen herauskristallisiert, die hier von der Autorin eingehend besprochen werden: Hölderlin war nicht unheilbar wahnsinnig, litt weder an Schizophrenie noch an einer anderen Geisteskrankheit. Er war vielmehr traumatisiert durch die Kriegswirren, Schicksalsschläge und die Folter in der Tübinger Nervenklinik. In ihrem Buch zeigt Christine Doris Schmidt die wahren Hintergründe seiner Entführung und Zwangseinweisung in die Psychiatrie. Dazu lässt sie Hölderlin immer wieder persönlich in seinen Briefen zu Wort kommen. Wer wollte ihn als Dichter vernichten? Welche Personen hatten ihn aus welchen Gründen hinterrücks verraten und dem Staate Württemberg sowie der Kirche ausgeliefert? Das Konsistorium mochte ihn nämlich "beim Kopf kriegen" (Große Stuttgarter Ausgabe, 6-1, S. 91), wie sich Hölderlin in einem seiner Briefe ausdrückte. Hölderlin war nicht geistig umnachtet. Die Briefe seines Pflegevaters Ernst Zimmer und dessen Tochter Lotte, die Hölderlin bis zuletzt umsorgte, und des Turmbesuchers Christoph Theodor Schwab, der Hölderlins Grabrede hielt, geben interessante Einblicke in Hölderlins Alltag im Turm. Nach Auswertung des Obduktionsberichts von 1843 liefern ferner auch die Erkenntnisse des Arztes und Pharmakologen Dr. med. Reinhard Horowski wegweisende Informationen über Hölderlins tatsächlichen Gesundheitszustand und die eigentliche Todesursache. Hölderlin hatte keine uneheliche Tochter. Die Antwort auf die Frage nach dem wahren Vater des unehelichen Kindes der Gesellschafterin Wilhelmine Kirms liefert einzig und allein die Familie von Kalb mit ihren heimlichen Machenschaften, Intrigen und tatsächlichen Hurereien, die noch weitere Schandtaten ans Licht brachten. Unter Berücksichtigung der strengen Sittengesetze des 18. Jahrhunderts beschreibt die Autorin die genaue Vorgehensweise der Charlotte von Kalb, die einen ganz persönlichen Grund hatte, mithilfe des Kaufmannes Ernst Schwendler ausgerechnet der Hofrätin Heim in Meiningen Hölderlin als vermeintlichen Kindsvater zu präsentieren. Die Ahnenforschung ihres Großcousins Volker Faas ergab bisher, dass sie zusammen mit Hölderlin auch mit Theodor Heuss und König Frederik X. von Dänemark (väterlicherseits) verwandt ist. Das Buch enthält eine ausgesuchte Bildergalerie ihrer schwäbischen Wurzeln, vor allem ihrer Stammbäume mit allen prominenten Persönlichkeiten, die für andere Ahnenforscher interessant sein könnten. Zu Hölderlins 250. Geburtstag im März 2020 sprach Christine Doris Schmidt in der SWR Sendung "Ich trage einen großen Namen" über das traurige und ungerechte Schicksal ihres sehr gläubigen, freiheitsliebenden und demokratisch gesinnten Vorfahren, dessen hauptsächlich von Friedrich Schiller 1794/95 in Jena geförderte Karriere als junger, aufstrebender Dichter durch die politisch und besonders kirchlich motivierte Entmündigung und Zwangseinweisung in die Nervenklinik in Tübingen jäh beendet wurde. Hölderlin und seine Mutter gehörten dem Pfarradel an, deshalb sollte Hölderlin natürlich ebenfalls Pfarrer werden. Da er jedoch zeitlebens die bodenständige und ehrbare Kirchenlaufbahn verweigerte, nie heiraten wollte und sich ausschließlich auf seine Dichtung konzentrierte, versuchte man, ihm die Poesie mit Gewalt aus dem Kopfe zu treiben und ihn zu brechen. Auch wenn Hölderlin zur Strafe für seinen Ungehorsam gegenüber der Kirche als unheilbar wahnsinniger Dichter in die Geschichte einging, hatte er seinen lebenslangen Kampf mit der Kirche dennoch gewonnen, weil er sich nie hatte verbiegen lassen und er noch heute als Dichter nicht vergessen ist. Als Verwandte Hölderlins sieht Christine Doris Schmidt es nicht nur als ihre Pflicht an, das gängige Hölderlinbild zurechtzurücken. Es ist ihr geradezu ein Bedürfnis, Hölderlins Ehre und die seiner Familie wiederherzustellen und sein Andenken zu bewahren. "Mein Vorfahre Friedrich Hölderlin hat als Verfechter der Demokratie und Freiheit und besonders als prominentes Opfer der Kirche einen erstaunlich aktuellen Bezug zu heute." Christine Doris Schmidt