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Die Lauscherin im Beichtstuhl

Eine Klosterkatze ermittelt, Katzenromane 1

Erschienen am 20.03.2006
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442362639
Sprache: Deutsch
Umfang: 478 S.
Format (T/L/B): 3.4 x 18.2 x 11.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Mirza, die schlaue Klosterkatze, ermittelt in einem wahrlich fellsträubenden Kriminalfall! Kloster Knechtsteden, im Jahr des Herrn 1502. Mirza, die dreifarbige Klosterkatze, kennt sämtliche Schleichwege zu Beichtstühlen, Zellen und Kellergewölben. Als eines Tages Gewalt und Verderben in die friedliche Welt des Klosters einbrechen und es sogar zu einem Mordversuch kommt, kann die schlaue Ermittlerin auf Samtpfoten - unterstützt von 'ihrem' Bibliothekar Pater Melvinius - die Quelle des Bösen aufdecken und altes Unrecht wieder gut machen. Ein spannender und höchst origineller historischer Katzenkrimi - der Krimifans und Freunde der Samtpfoten begeistern wird.

Autorenportrait

Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.

Leseprobe

Das erste Kapitel Die Morgensonne hatte sich ?ber dem Wald erhoben und versprach eine brennende Hitze f?r den ganzen Tag. Genauso, wie auch die Tage des August zuvor hei?und trocken waren. Zwischen den Stoppeln der abgeernteten Felder formte der Wind kleine Staubwirbel, und das verdorrte Gras am Rain raschelte, wenn das L?ftchen dar?ber streifte. Ein paar zornige Wespen summten ?ber einem faulenden Apfel, und ein aufgeschreckter Hase hoppelte im Zickzackkurs Richtung Hecke. M?hsam zog ein schweres Pferd einen Wagen ?ber den Karrenweg, der aus dem Dorf hinaus wer wei?wohin f?hrte. Ich duckte mich, bis das Gef?t vor?ber war. Unauff?ig zu sein geh?rte zu meiner zweiten Natur. Seit Anbruch der Morgend?erung war ich bereits unterwegs, um meine Aufgaben zu erledigen. Nun hatte ich alles getan und war auf dem Weg zur?ck in die d?erige K?hle meines Heims, um den Tag zu verd?sen. Es war zu warm, um etwas anderes in Angriff zu nehmen. Die strohgedeckte Kate wartete auf mich zwischen einigen weiteren H?ern, die eine breite, ausgefahrene Stra? s?ten. Ich selbst bevorzugte jedoch den Weg durch die G?en. Erbsen und Bohnen, an Stangen hochgebunden, reiften dort, Zwiebeln und Lauch verbreiteten ihren unangenehmen Geruch, Lavendel und Thymian einen etwas besseren, und ein knorriger Birnbaum spendete wohltuenden Schatten. Zwischen den breiten Bl?ern der Kapuzinerkresse lugten leuchtende Bl?ten hervor, und an der Hauswand rankte sich das Gei?latt empor. Ein aus groben Zweigen geflochtener Zaun hinderte die kleine H?hnerschar daran, das ihnen bestimmte Areal zu verlassen. Er hinderte jedoch mich nicht daran, mit einem eleganten Sprung dar?ber zu setzen. Gackernd stoben die braunen Hennen davon, als ich zwischen ihnen landete. Es verwunderte mich, dass f?r sie noch keine K?rner ausgestreut waren. Gew?hnlich erhob sich die alte Moen mit der Sonne und k?mmerte sich um Haus und Hof. Auch der h?lzerne Wassereimer stand noch unbenutzt neben dem Brunnen, und der Reisigbesen lehnte m??g an der Wand neben der T?r. Hier stimmte irgendetwas nicht. Der Fensterladen stand jedoch offen, und ich begab mich in das Innere der ger?igen H?tte. Ich hatte sie immer als eine recht komfortable Unterkunft empfunden. Der Dielenboden war sauber gefegt, der Tisch geschrubbt, eine irdene Schale mit Sommerblumen stand auf einer schweren Holztruhe. Neben dem Kamin war das Feuerholz aufgeschichtet, der geschw?te Kessel mit dem Morgenbrei hing an seinem Haken. Es brannte aber kein Feuerchen darunter. Es stimmte also wirklich etwas nicht. Aus dem zweiten Raum der H?tte drang kein einziges Ger?ch. Auch das beunruhigte mich. Denn wenn die Moen schlief, dann lauthals. Man k?nnte auch sagen, sie schnarchte wie ein Pechsieder. Und wie die schnarchen konnten, hatte ich oft genug im Wald mitbekommen. Ich sah also nach ihr und fand sie, in ihrem braunen Kleid und der wei?n Sch?rze, die sie immer so sorgsam wusch und gl?ete, unt?g in ihrem Sessel neben dem Bett sitzen. Das war sehr ungew?hnlich. Vorsichtig n?rte ich mich ihr und ?erte kleine Begr??ngsworte. Sie reagierte nicht darauf. Sie sah noch nicht einmal auf. Ihr Kopf war ihr auf die Brust gesunken, der Haarzopf hing ihr, unordentlich vom Schlummer, ?ber die Schulter, und ihre H?e hielt sie gefaltet im Scho? Ich umrundete sie noch einmal, dann stupste ich sie an. Sie reagierte nicht. Mich beschlich eine gewisse traurige Ahnung. Sie wurde best?gt, als ich mich auf ihre Knie begab und achtsam lauschte. Das regelm?ge Klopfen ihres Herzens hatte aufgeh?rt. Die alte Moen war tot. Dar?ber musste ich nachdenken. Ich tat es in meiner Lieblingsecke in dem dritten Raum der H?tte, dort, wo sie die Kr?erb?schel zum Trocknen an die Decke geh?t hatte. Es duftete gut dort, und bedauerlicherweise d?ste ich ?berm Denken ein. Manchmal passiert mir das leider. Eine M?erstimme weckte mich. Eine fremde Stimme! ?Moen! Moen, meine Alte. Was sind denn das f?r neue Sitten? Mitten am Tag ein Schl?hen zu machen!? Ich Leseprobe