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Wakolda

eBook

Erschienen am 22.08.2012, 1. Auflage 2012
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783803141149
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S., 0.60 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Eine argentinische Familie im Citroën und ein alleinreisender Deutscher im Chevrolet geraten in der Einöde Patagoniens in ein Unwetter. Während der gemeinsam verbrachten Sturmnacht erregt die Kleinwüchsigkeit von Lilith, der 12- jährigen Tochter der Familie, die Aufmerksamkeit des Ausländers, der sich José nennt. Nach der Ankunft in Bariloche quartiert sich der Fremde bei der Familie als Untermieter ein und verspricht, das Mädchen zu behandeln. Als er dann sogar Liliths neugeborenen Zwillingsschwestern das Leben rettet, gewinnt er nach und nach das Vertrauen der Familie. Doch die seltsamen Skizzen in seinem Zimmer lassen keinen Zweifel zu: José und Josef Mengele, der KZArzt von Auschwitz, sind ein und dieselbe Person ...Lucía Puenzo greift in ihrem neuen Roman die Fakten und Mythen rund um den in ihrem Heimatland Argentinien untergetauchten Nazi-Verbrecher auf - es ist die distanzierte Annäherung an einen Besessenen. Anders als Lilith, die Mengele in kindlicher Faszination erliegt, weiß der Leser doch nur zu genau, mit welchem Scheusal sie es zu tun hat.Ein gewagtes, ambitioniertes Buch.

Autorenportrait

Lucía Puenzo wurde 1976 in Buenos Aires geboren. Zur Zeit arbeitet sie an ihrem vierten Roman. Ihr Debüt als Regisseurin gab sie 2007 mit "XXY", der beim Filmfestival in Cannes mit dem Grand Prix de la Semaine de la Critique und in Madrid mit dem Goya für den besten nichtspanischen Film ausgezeichnet wurde. Ihre eigene Verfilmung ihres Erstlingsromans "Das Fischkind" wurde 2009 auf der Berlinale uraufgeführt.

Leseprobe

Im Morgengrauen fuhr José auf eine Tankstelle gleich hinter der Wüstenstraße.Als er aufschaute, sah er das Mädchen vom Vortag aus einem mit Koffern vollgestopftenCitroën herausklettern und auf den kleinen Laden zulaufen. Ohne dasssie es bemerkte, verlor sie auf halber Strecke ihre Lieblingspuppe, die kopfüberauf dem Asphalt landete. Er ging hinüber zu der Puppe, sein Schatten legte sichüber ihren perfekten Körper: Der Mund war halb geöffnet, durch die mit beneidenswertruhiger Hand gezogenen Lippen sah er eine winzige rosafarbene Zungehervorlugen. Es handelte sich um ein Porzellangeschöpf, die Haut so fein geschliffen,dass sie sich samtig anfühlte wie die eines Neugeborenen. Sein Medizineraugeentdeckte ein paar Unvollkommenheiten, winzig kleine Spuren, die belegten,dassdie Puppe Handarbeit war (auch wenn man zweifellos eine importierte Puppe alsMuster genommen hatte, eine, wie er sie in den Armen so vieler kleiner deutscherMädchen aus der Oberschicht gesehen hatte). Dann vernahm er ein beinahe unhörbaresTick-Tack. Er hielt sich die Puppe ans linke Ohr . . . Konnte das eine Uhr sein?Ja, befand er kurz darauf, es war eine Uhr. Im Innern des Körpersversteckt, ganzfest und mitten in der Brust saß sie und tickte. Der Effekt war verwirrend, diePuppe hatte also ein mechanisches Herz. Nie zuvor hatte er eine Porzellanpuppemit solcher Aufmerksamkeit betrachtet: Es war ein Kunstwerk, das dem Lebenallzu nahe kam."Das ist meine."Die Hände in die Hüften gestemmt, hatte sich Lilith mit ihren ein Meter dreißigjetzt vor ihm aufgebaut. Er war es gewohnt, Körper auf einen Blick zu erfassen:Das Mädchen wog etwa fünfunddreißig Kilo; gute Ernährung, perfektes Gebiss,alte, aber saubere Kleidung, keine Spuren von Vitaminmangel an Haut, Haar undNägeln.

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