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Buddhaschaft ohne Meditation

Eine visionäre Beschreibung, bekannt als »Verfeinerung der eigenen Wahrnehmung« (Nang-jang)

Kosmus, Enrico
Erschienen am 16.04.2018
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783942380249
Sprache: Deutsch
Umfang: 330
Format (T/L/B): 20.0 x 14.0 cm

Beschreibung

Buddhaschaft ohne Meditation, weitgehend bekannt mit seinem Untertitel »Nang-jang« (Verfeinerung der eigenen Wahrnehmung), präsentiert die Sicht der Großen Vollkommenheit (Dzogchen, auch Ati Yoga genannt) durch die Herangehensweise, die als »Trekchö« (Durchtrennen der Festigkeit) bekannt ist. Es ist eine direkte Übertragung, die so machtvoll ist, dass bereits durch das bloße Hören des laut Gelesenen sicherstellt, dass der Hörer dem Leiden Samsaras entflieht. Der Dzogchen-Meister Dudjom Lingpa (1835–1904) empfing diese Lehren in visionären Dialogen mit vierzehn erleuchteten Wesen, darunter Avalokiteshvara, Vajrapani, Longchenpa und Saraha. Die Dudjom-Linie – basierend auf den verborgenen Schatzlehren, die von Dudjom Lingpa und seiner unmittelbaren Wiedergeburt, Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje (1904–1987), dem späteren Oberhaupt der Nyingma-Schule des Tibetischen Buddhismus, offenbart wurden – ist eine der modernen Hauptlinien der Großen Vollkommenheit. Dieses Buch basiert auf der zweiten, überarbeiteten englischen Übersetzung von Richard Barron (Chökyi Nyima), der diesen Text unter Anleitung von S. E. Chagdud Tulku Rinpoche und Lama Padma Drime Norbu in Zusammenarbeit mit dem Padma Translation Committee in langjähriger akribischer Arbeit realisierte. Es enthält den tibetischen Text, wie er von S. H. Dudjom Rinpoche editiert wurde sowie die von ihm erstellte Strukturanalyse, die den Zugang zum Text erleichtert. Ein umfassendes Glossar der verwendeten Termini, sowie äquivalente Begriffe anderer moderner Übersetzer ergänzen das Buch. »[Der Nang-jang] wurde als ein unerschöpfliches Schatzhaus voller Kostbarkeiten der Lehren Buddhas, der Reliquien des Dharmakaya, hergerichtet.« Aus dem Nachwort von S.H. Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje

Autorenportrait

Dudjom Lingpa (1835-1904) war ein großer Nyingma-Meister des 19. Jhdts., der durch seine Schatztexte und visionären Schriften 20 Schriftenbände füllte. Als anerkannte Emanation des Khye’u Chung Lotsawa, einem der 25 Herzensschüler von Padmasambhava, hatte er bereits seit seiner Kindheit immer wieder visionäre Begegnungen mit geistigen Lehrern in Gestalt von Bodhisattvas, Dakinis und früheren historischen Persönlichkeiten des Dharma wie Saraha oder Longchenpa. Seine Schriftensammlung wird Dudjom Tersar genannt und umfasst vier Hauptzyklen, von denen drei Geistschätze (gongter) und einer ein Erdschatz (sater) sind. Diese sind: Maha-Ati Yoga Zabchö Gongpa Rangdrol – der Zyklus der tiefgründigen Lehren der Großen Vollkommenheit der selbstbefreiten Absicht; Dagnang Yeshe Drawa – der Zyklus der reinen Vision aus dem magischen Netz der uranfänglichen Weisheit; Chönyi Namkha’i Longdzö – der Zyklus aus der Weite des himmlischen Schatzhauses der Dharmata; und Zabsang Khandro Nyingthig – der Zyklus der tiefgründigen Lehre der Herzessenz der Dakinis. Die wohl bekanntesten Praktiken sind der Chöd-Zyklus der Thröma Nagmo und der Schatzzyklus des Namchag Putri – der Klinge aus Meteoriteisen (Vajrakilaya). Aber auch ein umfangreiches Dzogchen-Tantra – das Vajra-Herz-Tantra (Nelug Rangjung) – wurde von ihm offenbart und gelehrt. Seine Lehren umfassen ca. 20 Ermächtigungen, angefangen von den drei Aspekten des Gurus – dem friedvollen Lehrer, dem zornvollen Lehrer und dem äußerst zornvollen Lehrer – über die Einweihung in Manjushri und seinen zornvollen Aspekt als Yamantaka. Weiteres finden sich umfangreiche Ermächtigungen in Thröma Nagmo, Thugje Chenpo, Vajrakilaya, Dorje Drolö, Simhamukha, Tamdrin Yangthrö Nagpo, Lama Zhitro, Kagye (Acht Logos-Gottheiten) uvm., sowie kürzere Segensermächtigungen in Vajrapani, Tara, Vajra Varahi, Yeshe Tsogyal, Loden Chogse, den roten Manjushri, Amitayus, Amitabha, Chemchog Heruka usw. Zusätzlich gibt es mehrere Schriftenbände mit Schützerpraktiken und verschiedenen Ritualen dazu, wie z.B. dem Herstellen von Schutzamuletten, Heilpillen, dem Befreien von Tieren o.a. Zeit seines Lebens konnte sich Dudjom Lingpa keinen dauerhaften materiellen Reichtum erwerben. Er wusste, dass mit dem Dharma kein materieller Wohlstand, dafür aber Befreiung möglich ist. Den »Atem der Dakinis« und die Frische seiner Schatztexte spürt man in der Unmittelbarkeit der Darlegung der Lehre. Man sagt, dass viele seiner Schüler dadurch hohe Verwirklichungen erlangten. Dreizehn verwirklichten aufgrund der Praxis des Thröma-Zyklus auch den Regenbogenkörper. Auch seine acht Söhne wurden als Inkarnationen berühmter Lehrer anerkannt. Dudjom Lingpa hatte fünf Tulkus: Sönam Deutsen, Dzongter Künzang Nyima, Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje, Tulku Pednam und Tulku Natsog Rangdrol. Da Dudjom Lingpa eine äußerst zornvolle Erscheinung war, baten ihn gegen Ende seines Lebens seine Schüler, dass er in Zukunft etwas sanfter erscheinen möge. Dies versprach er und verwirklichte dies in Gestalt von Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje, der als einer der größten Dzogchen-Meister und Tertöns des 20. Jhdts. gilt. Dieser hat viele der visionären Texte seiner früheren Inkarnation fertig bearbeitet und unter anderem die strukturelle Gliederung für diesen vorliegenden Lehrtext verfasst.

Rezension

Besprechung Buddhaschaft ohne Meditation – Marco Walther Übersetzungen der Werke von Düdjom Lingpa (1835-1904) in deutscher Sprache sind rar. Nach dem Erscheinen der Autobiographie von Düdjom Lingpa („Ein klarer Spiegel“, Manjugosha) sollte dies hier überhaupt erst die zweite erhältliche Übersetzung sein. Düdjom Lingpa war ein „Schatzfinder“ (Tertön), der Zeit seines Lebens in Visionen zahllose Lehren von nicht-menschlichen Lehrern (Gottheiten und Lehrern seiner vergangenen Leben) erhielt. In der Überlieferung der neuen Schatzlehren von Düdjom (Düdjom Tersar) nimmt jedoch das hier übersetzte Werk eine ganz besondere Stellung ein. Die darin enthaltenen Lehren, die allesamt Visionen entstammen, gehören zu den höchsten Ati-Lehren der „Großen Vollkommenheit“ (Dzogchen), und so wird der Text oft dazu benutzt, um Schüler unmittelbar in die Sichtweise des „Durchtrennens von Festigkeit“ (Trekchö) einzuführen. Darum ist das Werk auch unter dem im Buch verwendeten Untertitel „Verfeinerung der eigenen Wahrnehmung“ (Nangjang) bekannt, was auf das Reinigen der Schleier in Bezug auf die Wahrnehmung von Erscheinungen hindeutet. Die Übersetzung von Enrico Kosmus und Christian Paar basiert auf der überarbeiteten englischen Ausgabe von „Budhahood without Meditation“ von Richard Barron aus dem Jahr 2002 und entstand in direkter Zusammenarbeit mit Lopon Ogyan Tanzin und Chagdud Khandro und unter Berücksichtigung des tibetischen Originaltextes. Die in der englischen Version noch als Anhang nachgestellte Gliederung und Strukturanalyse von Düdjom Rinpoche (1904-1987) wurde durch das Einfügen von Zwischenüberschriften hier zusätzlich auch direkt in den Haupttext integriert. Das bietet eine willkommene Hilfestellung, um die verschiedenen Abschnitte des Werkes innerhalb des Strukturgebäudes der Lehren der großen Vollkommenheit verorten zu können. Für deutsche Praktizierende der Nyingma-Schule, und insbesondere der Großen Vollkommenheit, stellt diese Übersetzung sicherlich eine Bereicherung ihrer Praxis dar. Für Schüler der Düdjom Tersar-Linie ist sie aber ein geradezu unverzichtbares Werk. Da die Einleitung des Buches den Haupttext nicht weiter erschließt, richtet sie sich aber eher an erfahrenere Übende der Großen Vollkommenheit, als an Neueinsteiger. In diesem Sinne ist es auch stimmig, dass die Übersetzung im Buch auf Doppelseiten je dem gesamten tibetische Text gegenübergestellt ist. So kann diese Ausgabe auch für ein intensives Studium des Textes herangezogen werden.