In witzig-ironischen, aber auch tiefsinnigen und nachdenklichen Gedichten und Geschichten spürt der Schriftsteller Matthias Kneip "Liebes Verhältnisse" nach. Was unterscheidet die Liebe zwischen Mann und Frau von der Liebe zu Schokolade? Die Liebe der Kinder zu ihrem Teddybär von der Liebe zu ihren Eltern? Kunstvoll fügt er die verschiedenen Variationen eines alten Themas zu einem neuartigen literarischen Mosaik zusammen.

An einer Station stieg ein junges Mädchen zu und setzte sich neben mich. Sofort nahm sie ein Buch aus der Tasche und schlug es beim Lesezeichen auf. Ich machte den Fehler, einen umständlichen Blick auf den Titel zu riskieren, da schloss sie das Buch, lächelte mich an und zeigte mir den Titel. "Kennen Sie es?", fragte sie. "Wissen Sie, ich liebe Shakespeare! Er verändert das Leben!" Sie erzählte noch irgendetwas von einem neuen Theater in London, dann stieg ich aus. Alle lieben etwas. Äpfel. Bestimmte Wetterlagen. Bücher. Große Busen. Kleine Hintern. Breite Schultern. Blondes Haar. Sonnenuntergänge. Geschwindigkeiten. Tiere. Jogurtsorten. Die Liebe ist der Joker in einem Kartenspiel. Jeder verwendet ihn anders. Nur zwischen Bube und Dame, da liegt er nie, weil er dort keinen Platz hat.