Beschreibung
Seit Franklin D. Roosevelt hat jeder amerikanische Präsident nach seinem
Auszug aus dem Weißen Haus eine Presidential Library gegründet, die sich
ausschließlich der Erinnerung an sein Leben und politisches Wirken widmet.
So sind die mittlerweile elf Presidential Libraries mit ihren großen biographischen
Ausstellungen zu Pilgerstätten einer Nation geworden, in deren
Geschichtsverständnis die Präsidenten noch immer eine herausragende Rolle
spielen. Die vorliegende Studie untersucht am Beispiel von ausgewählten
Presidential Libraries das Geschichtsbild, das eine teils staatlich, teils privat
vorangetriebene Erinnerungspolitik von den amerikanischen Präsidenten
zeichnet. Der Autor zeigt, wie die Präsidenten im Licht einer nationalen „Meistererzählung“
gedeutet werden, welche charakteristischen Konstruktionselemente
die öffentlich präsentierten Präsidentenbiographien auszeichnen
und wie die amerikanische „civil religion“ ihre besonderen musealen Darstellungsformen
hervorbringt. Er vertritt die These, daß die offiziöse Erinnerung
an die amerikanischen Präsidenten einen „republikanischen Royalismus“
erkennen läßt, der zur Plattform für die historische Selbstverständigung einer
kulturell fragmentierten Gesellschaft werden kann, wenn er sich vom traditionellen
Ideal der kulturellen Einschmelzung verabschiedet.
Autorenportrait
Thomas Hertfelder, geb. 1959 in Ansbach, studierte Geschichte, Germanistik
und politische Wissenschaft. Nach Lehrtätigkeiten im höheren Schuldienst
und in der Erwachsenenbildung arbeitete er von 1990 bis 1997 als Wissenschaftlicher
Assistent an der Universität München, wo er 1995 mit einer wissenschaftsgeschichtlichen
Arbeit promoviert wurde. Seit 1997 ist er Geschäftsführer
der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart.
Publikationen u.a.: Franz Schnabel und die deutsche Geschichtswissenschaft.
Geschichtsschreibung zwischen Historismus und Kulturkritik (1998);
Streiten um das Staatsfragment. Theodor Heuss und Thomas Dehler berichten
von der Entstehung des Grundgesetzes (1999, Hg. mit Jürgen C. Heß); Kritik
und Mandat. Intellektuelle in der deutschen Politik (2000, Hg. mit Gangolf
Hübinger); Theodor Heuss. Publizist – Politiker – Präsident (2003, Hg. mit
Christiane Ketterle).