Beschreibung
Vortrag aus Anlass der Theodor-Heuss-Gedächtnisvorlesung 2009 an der Universität Stuttgart
Die Freiheit des Bürgers ist bedroht – und zwar nicht durch private Konkurrenz
oder ausländische Mächte, sondern durch den eigenen Staat, der zudem
allenthalben durch Erwartungen überfordert wird. Als besonders verhängnisvoll
erweisen sich dabei die verführende Kraft des Geldes, die Macht staatlichen
Wissens und staatlicher Informationspolitik sowie die verlockenden
Angebote staatlicher Einrichtungen. Paul Kirchhof plädiert in dieser Situation
dafür, sich vom permanenten Streben nach Sicherheit loszumachen, nicht auf
übertriebene Weise auf staatliche Leistungen zu hoffen und stattdessen das
Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Die individuelle Freiheit ist somit
als der zentrale Wert unserer Verfassungsordnung zu begreifen, dem auf
verantwortungsvolle Weise zu folgen ist.
Autorenportrait
Professor Dr. Dres. mult. Paul Kirchhof, geboren 1943 in Osnabrück, gehört
zu den profiliertesten Staatsrechtslehrern und Steuerrechtlern in Deutschland,
der mit seiner juristischen und finanzpolitischen Sachkenntnis die
öffentlichen Debatten immer wieder bereichert hat. Kirchhof studierte an
den Universitäten Freiburg und München. Als wissenschaftlicher Assistent
arbeitete er von 1970 bis 1975 am Institut für deutsches und internationales
Steuerrecht der Universität Heidelberg, wo er sich 1974 habilitierte. Von
1975 an war er Professor für Öffentliches Recht in Münster und wechselte
1981 nach Heidelberg, wo er seitdem auch Direktor des Instituts für Steuerund
Finanzrecht ist. Kirchhof war von 1987 bis 1999 Richter am Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe und hat dort an zentralen Entscheidungen
mitgewirkt. Er ist seit 1987 Mitherausgeber des renommierten zehnbändigen
Handbuchs des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland, das
mittlerweile in dritter Auflage erschienen ist, und seit 2003 der christlichen
Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“. Während des Bundestagswahlkampfes
2005 gehörte er als Finanzexperte dem Kompetenzteam um die Kanzlerkandidatin
Angela Merkel an.