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Katharina Adler: „Ida“

26.11.201820:00 Uhr bis 22:00 Uhr

Sie ist eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts: „Dora“, das jüdische Mädchen mit der „petite hystérie“ und einer äußerst verschlungenen Familiengeschichte. Kaum achtzehnjährig wagte sie es, ihre Kur bei Sigmund Freud vorzeitig zu beenden, und ihn, wie er es fasste, „um die Befriedigung (brachte), sie weit gründlicher von ihrem Leiden zu befreien“. Für Katharina Adler war die widerständige Patientin lange nicht mehr als eine Familienanekdote: ihre Urgroßmutter, die – nicht unter ihrem wirklichen Namen und auch nicht für eine besondere Leistung – zu Nachruhm kam, und dabei mal zum Opfer, mal zur Heldin stilisiert wurde. „Nach und nach wuchs in mir der Wunsch, dieses Bild von ihr zu ergänzen, ihm aber auch etwas entgegenzusetzen. Ich wollte eine Frau zeigen, die man nicht als lebenslängliche Hysterikerin abtun oder pauschal als Heldin instrumentalisieren kann. Eine Frau mit vielen Stärken und auch einigen Schwächen, die trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt um ein selbstbestimmtes Leben ringt.“
Von dieser Frau, von Ida, handelt dieser mitreißende Roman. Mit großem gestalterischem Weitblick und scharfem Auge für jedes Detail erzählt Katharina Adler die Geschichte einer Frau zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung. Das Buch ist ein Plädoyer für die Wahrheit der Empfindung und die Vielfalt ihrer Versionen – der Roman eines weitreichenden Lebens, das mit Freuds Praxistür im Rücken erst seinen Anfang nahm.

Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute wieder lebt. Für das Manuskript dieses ihres ersten Romans erhielt sie das Literaturstipendium des Freistaats Bayern und wurde 2015 für den Döblinpreis nominiert.

 

BlueNote im Cinema-Arthouse, Osnabrück

Eintritt VVK € 8,--/AK € 10,--