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Aleida und Jan Assmann: „Kulturelles Gedächtnis und europäischer Traum“

21.10.201920:00 Uhr bis 22:00 Uhr

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Wir freuen uns sehr, die beiden großen Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann anlässlich unseres Firmenjubiläums in Osnabrück begrüßen zu können! Bei ihrer Dankesrede während der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2018 sprach das Ehepaar von der „Res publica litteraria“, dem Heimatland, das keine nationalen Grenzen kennt: „Dieses Land wurde von Dichtern und Humanisten, Verlegern und Buchhändlern an der Schwelle des Druckzeitalters gegründet. Sie haben zwischen den alten und den neuen Sprachen vermittelt und damit die Grundlagen für europäische Vielfalt gelegt. Dabei haben sie die Bibliothek als ihren Kommunikationsraum erfunden und ein Gespräch in Gang gesetzt, das sich über Landesgrenzen und über Jahrhunderte hinweg entwickelte.“ Bisher öffnen Bücher die Denkräume des Geistes -  die Bibliothek ist ein riesiges Archiv der Informationen und ein Universum der Phantasie und Vorstellungskraft. Heute im digitalen Zeitalter ist der Datenmanipulation Tür und Tor geöffnet, aber nicht nur durch Vernebelung mit Fake News und neuesten Technologien. Es gibt dazu weiter den alten, handfesten Betrug. „Vor diesem Hintergrund wird erst deutlich, wie dringend Menschen für ihr friedliches Zusammenleben auf Errungenschaften wie Wahrheit, Glaubwürdigkeit und Verantwortlichkeit angewiesen sind.“

Welche Rolle spielt die Erinnerung bei der Herausbildung kultureller Identitäten? Welche Formen kultureller Erinnerung gibt es, wie werden sie organisiert, welchen Wandlungen sind sie unterworfen? Und was bedeuten sie für den Traum von Europa, den wir nicht aufgeben wollen, einem Europa auf Augenhöhe mit anderen Hochkulturen? Besitzt Europa ein Leitbild? Eine Kernthese der beiden Forscher ist deshalb, dass die Gesellschaft ein Gedächtnis wie jeder Einzelne braucht: um zu wissen, wer wir sind und was wir erwarten können, um uns zu orientieren und zu entwickeln. Ob das offene Projekt Europa eine Zukunft hat oder nicht, hängt deshalb nicht zuletzt davon ab, ob weiterhin eine gemeinsame Grundorientierung anerkannt und umgesetzt wird.

Aleida Assmann ist Professorin em. für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. 1978 gründete sie zusammen mit ihrem Mann den Arbeitskreis „Archäologie der literarischen Kommunikation“, in dem sie Vertreter verschiedener Disziplinen und „Kultur-Fächer“ (Sumerologie, Indologie, Afrikanistik, Sinologie etc.) in einen Dialog brachten. Bereits bei der ersten dieser Tagungen (1979) ging es um „Schrift und Gedächtnis“ und die Frage, wie diese Medien Kulturen organisieren. Aleida und Jan Assmann formulierten aus diesen Ansätzen das Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das sie als offiziell institutionalisierte, konstruierte Form kollektiven Erinnerns verstehen und von den rein subjektiven individuellen Erinnerungen abgrenzen.
In ihrem jüngsten Buch Menschenrechte und Menschenpflichten greift sie angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte Aspekte auf, die für einen neuen, dringlich benötigten Gesellschaftsvertrag unumgänglich sind. Die Wissenschaftlerin nahm zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships wahr und wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Max-Planck-Forschungspreis (2009), Ernst-Robert-Curtius-Preis (2011), A.H.-Heineken-Preis für Geschichte (2014). Zusammen mit ihrem Mann erhielt sie 2017 den Balzan Preis und den Karl-Jaspers-Preis sowie 2018 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Das Ehepaar lebt in Konstanz.

Jan Assmann, geboren 1938, studierte zuerst Klassische Archäologie und Gräzistik, bevor er sich der Ägyptologie zuwendet. Ab 1978 leitete er die Grabungen in Luxor. Nach der Habilitation 1971 übernahm er bis zu seiner Emeritierung 2003 den Heidelberger Lehrstuhl für Ägyptologie. Gastprofessuren führten ihn nach Berlin, München, in die USA, nach Paris und Jerusalem. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise, seit 2005 ist er Honorarprofessor für Kulturwissenschaft und Religionstheorie in Konstanz.
In seiner wissenschaftlichen Arbeit leistet Jan Assmann Grundlegendes bei der Erschließung, Edition und Interpretation von Quellen zur ägyptischen Religion. Dabei verlegte er sich früh auf interdisziplinäre Ansätze und berücksichtigt auch den kulturellen und sozioökonomischen Hintergrund, nicht ohne einen Bezug zur Gegenwart herzustellen: In Der Tod als Thema der Kulturtheorie (2000) stellte er die These auf, dass der Tod das Sinnzentrum jeder Kultur sei und Menschen Kultur schaffen, damit sie das Wissen um Tod und Endlichkeit aushalten können. In dem 2016 erschienenen Buch Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung schlägt Jan Assmann schließlich einen Bogen zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotential monotheistisch geprägter Gesellschaften. Zuletzt veröffentlichte er Achsenzeit, in dem er sich mit Philosophen und Propheten beschäftigt, die um das 6. Jahrhundert v.Chr. in verschiedenen Kulturräumen der Welt unabhängig voneinander das bisherige mythische Denken überwanden und so die geistigen Grundlagen der Moderne schufen.

Foto: Corinna Assmann

BlueNote des Cinema-Arthouse, Osnabrück

Eintritt € 8,--/AK € 10,--

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