Beschreibung
Richard von Weizsäcker setzte als zweiter Referent mit dem vorliegenden Beitrag
die Theodor-Heuss-Gedächtsnis-Vorlesung fort. Knapp fünfzig Jahre nach
der Verabschiedung des Grundgesetzes geht der Alt-Bundespräsident der
Fragestellung nach, inwieweit seit 1949 neue Herausforderungen und Einflüsse
auf die verfassungspolitische Realität eingewirkt haben. In Auseinandersetzung
mit der These, die Bundesrepublik befinde sich auf dem Rückzug
vom Bundesstaat zum Staatenbund, richtet er sein Augenmerk auf das parlamentarische
System, dem Kernstück der demokratischen Verfassung. Nach
einer kritischen Analyse der gegenwärtigen Rolle der Parteien im politischen
Prozeß appelliert der Referent an Parteien und Exekutiven, sich engagiert an
den geistig-politischen Führungsaufgaben der Zeit zu beteiligen und einen
“offenen parlamentarischen Diskurs” zu führen.
Autorenportrait
am 15. April 1920 in Stuttgart geboren, studierte nach Kriegsende Rechtswissenschaft
und Geschichte an der Universität Göttingen. Rasch übernahm er in
den fünfziger Jahren leitende Funktionen im Bankwesen und in verschiedenen
Industrieunternehmen. Neben seinem Beruf hat sich Dr. Richard von
Weizsäcker früh mit kirchlichen und politischen Fragen befaßt und in führenden
Ämtern der Evangelische Kirche in Deutschland mitgewirkt. Von 1979 bis
1981 war er Vizepräsident des Deutschen Bundestages, bis er 1981 zum
Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt wurde. Als Nachfolger von
Karl Carstens wurde er im Mai 1984 sechster deutscher Bundespräsident.
Zahlreiche Veröffentlichungen seiner Reden und Aufsätze: Die menschliche
Brücke zwischen Juden und Deutschen trägt wieder (1982); Die deutsche
Geschichte geht weiter (1983); Von Deutschland aus (1985,1987); Die politische
Kraft der Kultur (1987); Brücken zur Verständigung (1990); Von Deutschland
nach Europa (1991); Richard von Weizsäcker in der Diskussion: Die verdrossene
Gesellschaft (1993); Memoiren: Vier Zeiten. Erinnerungen (1997).