Machen Männer noch Geschichte?
Das Stuttgarter Theodor-Heuss-Haus im Kontext der deutschen Gedenkstättenlandschaft
Ketterle, Christiane / Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
Erschienen am
01.07.1998, 1., Aufl.
Beschreibung
Im Interesse einer demokratischen und rechtsstaatlichen Traditionsbildung
unterhält die Bundesrepublik Deutschland – neben zahlreichen Erinnerungsorten
für die Opfer von Diktatur und Krieg – fünf Gedenkstätten für historisch
bedeutsame deutsche Politiker der letzten hundertfünfzig Jahre: für Konrad
Adenauer, Friedrich Ebert, Theodor Heuss, Otto von Bismarck und Willy
Brandt. Der vorliegende Beitrag entwirft eine Typologie der Gedenkstätten in
Deutschland und diskutiert am Beispiel des neu errichteten Stuttgarter
Theodor-Heuss-Hauses die Frage, inwieweit eine demokratische politische
Kultur noch der Erinnerung an große Persönlichkeiten der Geschichte bedarf.
Wird damit die von der Geschichtswissenschaft längst verabschiedete Vorstellung,
daß „große Männer“ die Geschichte machen, wiederbelebt? Braucht
auch die Demokratie ihre historischen Helden? Der Autor vertritt die These,
daß die Mythen, die das kollektive Gedächtnis einer Nation hervorbringt, sich
bevorzugt um einzelne Persönlichkeiten ranken. Einer demokratischen Traditionsbildung
bietet sich somit die Chance, an diesen Mythen anzuknüpfen
und sie in ein aufgeklärtes Geschichtsbild zu überführen, ohne daß dabei
deren orientierende Kraft verlorengeht.
Autorenportrait
Thomas Hertfelder, geb. 1959 in Ansbach, studierte Geschichte, Germanistik
und politische Wissenschaft. Nach dreijährigem Schuldienst an Münchner
Gymnasien arbeitete er von 1990 bis 1997 als wissenschaftlicher Assistent
an der Universität München; seine Promotion erschien 1998 unter dem
Titel „Franz Schnabel und die deutsche Geschichtswissenschaft. Geschichtsschreibung
zwischen Historismus und Kulturkritik (1910-1945)“. Seit 1997 ist er
Geschäftsführer der neugegründeten Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-
Haus in Stuttgart.